Chronik Posaunenchor Auernheim
anlässlich 50-jährigem Gründungsfest im Jahre 2006
Wenn ein Posaunenchor sein 50-jähriges Bestehen feiert soll dies auch Anlass sein, einiges aus der Geschichte bzw. den Werdegang unseres Chores zu erzählen.
Die niedergeschriebene Gründung findet sich im Protokollbuch der Pfarrei. Hier steht unter dem 6. Februar 1956 „Die Kirchenstiftung übernimmt die Trägerschaft für einen Posaunenchor. Der eigentliche Anstoß erfolgte bereits, auf Initiative einiger junger Auernheimer Burschen, im Jahre 1955. Adolf Haas, Hermann Rösch und Richard Wittmann sammelten mehr oder weniger heimlich aber erfolgreich das erste Geld um Instrumente und Notenmaterial zu beschaffen. Die Spendensammlung ergab ca. 400 DM. Zur weiteren Finanzierung findet sich in der Chronik der Pfarrei unter dem 6. März 1956 der Eintrag. „Für den Posaunenchor stiftet die Jagdgenossenschaft 1250 DM und die politische Gemeinde 400 DM. Ebenfalls am 6. März 1956 fand der erste Übungsabend statt. Unter der Leitung von Pfarrer Karl Hartmann waren die ersten Bläser Adolf Haas, Hermann Rösch und Wilhelm Kreß (Frankenstrasse). Diese vier Pioniere hatten ihren ersten öffentlichen Auftritt während des Erntedankgottesdienstes 1956 mit dem Lied „Nun danket alle Gott“.
Im Protokollbuch finden sich folgende Aufzeichnungen hinsichtlich der ersten Auftritte im Anfangsstadium:
13. Februar 1957 80. Geburtstag von Fr. Sophie Knoll.
21. Februar 1957 Faschingsabend des Posaunenchores, zusammen mit dem Mädchenkreis.
24. Februar 1957 Vortrag im Gasthaus Kuhr über den größten Kirchenliederdichter Paul Gerhardt.
01. April 1957 Beerdigung von Hermann Frank aus Schlittenhardt.
Offensichtlich fand die Gründung Gefallen bei den Gemeindegliedern, denn die Zahl der Bläser nahm rasch zu. Unter anderem schlossen sich die Herren Ernst Röthel sen., Michael Repokis und der jetzt noch aktive Bläser Friedrich Wirth dem Posaunenchor an. Es folgten im Jahre 1958 unser derzeitiger Vorstand Willi Wiedemann und Wilhelm Kreß (Kurzgasse). 1959 begann unser jetziger Bassbläser Hermann Kreß das Flügelhorn zu spielen. Er gönnte sich aber in den folgenden Jahrzehnten eine 16-jährige Auszeit.
1962 begann Willi Wittmann von der Freihardt seinen Dienst. Er entpuppte sich im Laufe der Zeit als unser Musikprofessor. Ob Terz, Quinte oder Oktave, für jede Notenfolge hat er einen Namen parat, und wenn es nötig wird mal schnell ein Takt auf unsere spielerischen Möglichkeiten umkomponiert.
Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb 1963, im Alter von nur 46 Jahren, Herr Ernst Röthel sen. Ernst Röthel war bis zu seiner Krankheit stellvertretender Chorleiter. Im selben Jahr trat sein Sohn Ernst Röthel jun. in den Chor ein. Es folgten 1965 Gerhard Aust und 1966 Hermann Wittmann.
Im Jahre 1971 ging Ortspfarrer Karl Hartmann in den Ruhestand und beendete gleichzeitig seine Chorleitertätigkeit. Er hinterließ einen Chor der innerhalb des Dekarnats Heidenheim auf hohem Niveau stand. In seinem Rentnerdomizil in Treuchtlingen verstarb Pfarrer Hartmann 1977.
Bis zur Nachfolge im Jahr 1973 durch den neuen Ortspfarrer Horst Schmeckel übernahm Friedrich Wirth die Leitung. Im gleichen Jahr trat die derzeit einzige Bläserin in den Chor ein. Christa Röthel musste sich in der Männerdomäne durchsetzten und das macht sie bis zum heutigen Tage mit Bravour.
Drei Jahre vor Eintritt von Wilhelm Wittmann sorgte im Dezember 1976 sein Vater Willi für einen besonderen Lacher. Bei der Anfahrt zum Geburtstagsständchen für Frau Christiana Wöllmer chauffierte Willi ein Huhn von der Freihardt bis nach Auernheim. Eigentlich nichts Außergewöhnliches, aber das Huhn ließ sich auf dem Dachgepäckträger transportieren. Am darauf folgenden Faschingsumzug wurde der bis heute noch bekannte Spruch kreiert „Willi lass das Huhn zu Haus, sonst gehen dir die Eier aus“.
Am Sonntag den 9. Mai 1982 feierten wir im Rahmen eines Bezirksposaunentages unser 25-jähriges Bestehen. Über 300 Bläser aus 16 Chören trugen zum Gelingen des Festtages bei. Nach Morgenmusik an verschiedenen Plätzen, Festgottesdienst und Totenehrung fand am Raiffeisenvorplatz eine beeindruckende Festversammlung statt.
Im Oktober 1986 verabschiedete sich Ortspfarrer und Chorleiter Horst Schmeckel. Die Motivation der Bläser hatte in den letzten Jahren einen kleinen Tiefpunkt erreicht. Nun galt es die Aufgaben innerhalb des Posaunenchores neu zu verteilen. Es begann erstmals eine Ära ohne Geistlichen als Chorleiter. Die musikalische Leitung übernahm Friedrich Wirth, Stellvertreter wurde Willi Wittmann. Wilhelm Kress (Kurzgasse) wurde zum Vorstand und Hermann Wittmann zum Kassier und Schriftführer gewählt.
Ende Februar 1987 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit unser Tubabläser und Gründungsmitglied Wilhelm Kress (Frankenstrasse). Er hatte eine Lücke hinterlassen, die sich sehr schwer schließen ließ.
Nach seiner Integration in Auernheim wechselte Ernst Lepp im Herbst 1986 vom Posaunenchor Hüssingen nach Auernheim. Ende 1987 gesellten sich die Bläserkameraden Karl Enser und Emil Wüst, beide aus Schlittenhardt, zum Posauenchor. 1991 folgte Andreas Kress.
Altersbedingt trat 1991 Wilhelm Kress vom Amt als Vorstand zurück. Seine Nachfolge übernahm Willi Wiedemann, der das Amt auch bis heute noch ausführt. Im August desselben Jahres verstarb völlig überraschend unser 2. Stimme Bläser Rudolf Bierlein im Alter von 35 Jahren. Er leistete über 22 Jahre treue Bläserdienste.
Im Frühjahr 1994 übergab Friedrich Wirth die musikalische Leitung an Gerhard Aust. Und wie der Volksmund schon sagt „aller Anfang ist schwer,“ blieb auch Gerhard davon nicht verschont. Bei seinem ersten Weihnachtsgottesdienst als Chef begegneten wir Gehard auf dem Weg zur Kirche und er begrüßte uns mit den Worten „Auf geht’s pack mers“. Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht , dass die Kirche soeben zu Ende war. Mit Gerhard änderte sich aber auch unsere Musik. Anstelle von Chorälen und Intraden wurden jetzt auch Walzer, Polkas oder Märsche geübt. Da diese flottere Stilrichtung für uns alle Neuland war, kam und kommt auch heute immer wieder noch folgender Spruch von Gerhard: „Ihr spielt immer bääh, bääh, bääh; das geht bamm, babberamm, babberamm. Sowas hat mer doch in de Löffel“.
Im Dezember 1994 verstarb einer der Urgesteine des Posaunenchores. Michael Repokis war eine große Stütze während seines 35-jährigen Schaffens innerhalb des Chores. Er war außerdem unser „Schmiermaxe“. Kleine Reparaturarbeiten wurden von ihm sofort erledigt, egal ob Notenständer oder Trompete.
Zur Jahrtausendwende traten dann die letzten, bis heute noch aktiven Bläser ein, nämlich Dominik Röthel, Michael Eisen und Herbert Illing. Bemerkenswert ist, dass Herbert die Kunst des Trompetenspiels im reiferen Alter von 57 Jahren erlernte.
Im August 2003 mussten wir Abschied nehmen von unserem Tenorhorn-Bläser Hermann Neumeier. Hermann trat 1990 in unseren Posaunenchor ein. Zwei Jahre später, im April 2005, verstarb der ehemalige Vorstand Wilhelm Kress (Kurzgasse), welcher sich besonders in den 70-iger und 80-iger Jahren durch die Ausbildung von Jungbläsern verdient machte.
Im März diesen Jahres hatten wir noch eine außergewöhnliche künstlerische Einlage eines Bläser. Dieser versuchte die musikalische Umrahmung einer Beerdigung mitzugestalten obwohl er sein Mundstück vergessen hatte. Für Leute, welche in der Blasmusik nicht so bewandert sind, ist das etwa vergleichbar wie wenn Michael Schumacher bei einem Formel 1 Start ohne Lenkrad antreten würde.
In den zurückliegenden 50 Jahren wirkten etwa 80 Auernheimer aktiv im Posaunenchor mit. Die Anzahl derer, denen die Lust oder die Ausdauer bis zum ersten öffentlichen Auftritt verlassen hatte, konnte leider nicht mehr nachvollzogen werden. Derzeit sind wir 1 Bläserin und 15 Bläser. Die Aktivitäten des Posaunenchors Auernheim beinhalten nicht nur die musikalische Umrahmung innerhalb der Kirchengemeinde. Wir treten bei unterschiedlichsten Veranstaltungen vor die Öffentlichkeit, bis hin zur Gestaltung eines Frühschoppens in einem Bierzelt. Unser Durchschnittsalter beträgt derzeit 48 Jahre und 7 Monate. Wie aus dieser Zahl unschwer zu erkennen ist, überwiegt das gesetztere Alter. Wir würden uns deshalb sehr freuen, den einen oder anderen jüngeren Nachwuchs bei uns begrüßen zu können. Vielleicht findet auch ein ehemaliger Bläser wieder zurück zum Chor. Es wäre doch schade wenn vielleicht in 10 oder 15 Jahren unser Posaunenchor altersbedingt seinen Dienst einstellen müsste.
Auernheim im Mai 2006
Hermann Wittmann